Impuls 2023-01 ... und siehe, es war sehr gut!

Christine Ferrari

„Gott sah alles an, was er gemacht hatte und siehe, es war sehr gut.“
(Gen. 1/31)

Diese Zeilen bringen mich in einen inneren Zwiespalt, wenn ich mir im Gegensatz dazu alle Prognosen, die Zukunft unserer Welt betreffend, anhöre …

Verstärkt vernehmen wir in den letzten Jahrzehnten, was aus diesem „Sehr gut“ geworden ist – durch unser menschliches „Verwalten“, durch unseren „Fortschritt“ – der ohne Zweifel auch sehr viel Gutes für uns Menschen gebracht hat. Von manchen Zeitgenossen wird das auch als „Rückschritt“ bezeichnet – wahrscheinlich wird es beides sein.

Aus einem Teil der Schöpfungsgeschichte lesen wir von dem herrschenden „Tohuwabohu“, dem Ungeordneten, dem Chaos. Nicht aus dem Nichts ist unsere Welt entstanden. In das Chaos wurde Ordnung, Struktur, Leben, Schönheit gebracht – Schöpfung konnte sich ausbreiten – bis heute ist der Mensch dazu begabt, zu erschaffen, zu gestalten und Erfüllung zu finden.

Das hebräische Wort „tov“ das mit „gut“ übersetzt wird, kann auch mit „schön“ oder „lieblich“ übersetzt werden – das hat für mich einen ästhetischen Charakter.

Schön, lieblich, wunderbar anzusehen - wer könnte da nicht einstimmen, wenn man bedenkt, wie erstaunlich der Mensch in seiner Vielschichtigkeit wahrgenommen werden kann, wie ineinandergreifend unser Ökosystem funktioniert. Wie unser Immunsystem ausgestattet ist – wie Heilung stattfindet….ganz zu schweigen von der Pracht und Schönheit der gesamten Natur um uns herum… trotz aller zerstörenden Eingriffe regeneriert sich das Zerstörte – in uns und um uns herum immer wieder.

Wenn in der einen Waagschale das „Sehr gut“ Gottes liegt und in der anderen das, was durch die Hand des Menschen zerstört wurde, möchte ich die Verzweiflung, die aufkommen könnte, überwinden und den Lebensmut und die Hoffnung aktivieren, indem ich dem „Sehr gut“ Gottes unendlich mehr Gewicht gebe.

So wünsche ich uns allen, dass wir das, was in der Macht jedes Einzelnen liegt, tun, um gegen die Hoffnungslosigkeit zu stimmen - wissend, dass viel Gutes in uns Menschen liegt.

„Und Gott sah an, was er gemacht hatte und siehe, es war sehr gut.“